leserei im zeit-raum
Arno Camenisch: Der Schatten über dem Dorf
Engeler, 2021, 104 Seiten, CHF 25.00, ISBN 978-3-906050-80-5
In zwangloser Atmosphäre diskutierte bei der ersten Leserei im zeit-raum eine Gruppe von Lesefreudigen über Arno Camenischs Buch «Schatten über dem Dorf»: «Egal, wo man im Dorf stand, man konnte die Wiese hinter dem Dorf sehen…», den Dorfboden oder «Plaun Vitg». Hier ereignete sich vor bald einem halben Jahrhundert eine Tragödie, die sich wie ein Schatten über das Dorf legte.
Als erwachsener Mann schreibt der Autor über das Ereignis und versucht so zu verstehen, was diese sonderbare Atmosphäre im Dorf seiner Kindheit ausmachte.
In seinem zwölften und persönlichsten Roman kehrt der Autor Camenisch in sein Heimatdorf Tavanasa in der Talschaft Surselva zurück
Ein langer Spaziergang führt ihn vorbei am Restaurant, das einmal seine Tante geführt hat, zur Werkstatt seines Grossvaters und hoch zum Dorfboden. Dort hatte sich eineinhalb Jahre vor seiner Geburt eine Tragödie ereignet.
Schicht um Schicht deckt er die bedeckt gehaltenen Ereignisse der vergangenen Zeit auf. Mit der Dorfgemeinschaft durchlebt man die verschiedenen Phasen der Trauer, vom Schock bis zur Phase der Akzeptanz, in der die Sonne wieder scheint. Genauso wie sie in dieser Gegend in jedem Jahr, nach Monaten der Dunkelheit, im Frühling wieder am Himmel erscheint.
An den Schauplätzen seiner Kindheit werden auch die persönlichen Erinnerungen des Erzählers geweckt. Auf Nebenschauplätzen erfährt man von seinen Schicksalsschlägen
In berührendem Ton erzählt Arno Camenisch vom Leben und vom Tod, von Menschen, die von uns gingen und die wir weiter im Herzen tragen. Es ist ein Buch über den Umgang mit Verlust und über die Zuversicht, dass mit dem Frühling die Sonne wieder ins Leben zurückkehrt.